Markus Schmid

User Interfaces, Usability, Design. Zur Rolle der Kognitionspsychologie in der Geschichte der Personal Computer-Software, ca. 1970–1990 (Arbeitstitel)

Das Dissertationsprojekt "User Interfaces, Usability und Design. Zur Rolle der Kognitionspsychologie in der Personal Computer-Software" ist eine wissenschaftshistorische Studie zum grundlegenden Wandel in der Mensch-Computer-Interaktion, der sich von ca. 1970 bis 1990 in der Ablösung der textlichen, tastatur-basierten Kommandozeilenschnittstelle durch die grafische, maus-basierte Benutzerschnittstelle bemerkbar machte. Ausgehend von der These, dass sich in diesem Wechsel der softwarebasierten Interaktionsstile eine zunehmende Wirkmächtigkeit der Kognitionspsychologie für die Softwareentwicklung ablesen lässt, fragt das Projekt nach dem kognitionspsychologischen Wissensumfeld und den zugehörigen Wissensbeständen, die Konstruktion und Gestaltung der graphical user interfaces (GUI) als wesentliches Bestandteil sog. 'benutzerfreundlicher' Computersoftware informierten.

Das Projekt gliedert sich in drei Abschnitte: Ausgerichtet an Gestaltungsfragen zu user interfaces befasst sich der erste Abschnitt (ca. 1970–1977) mit einer seit den frühen 1970er Jahren zunehmend ergonomisierten und psychologisierten Betrachtungsweise von Programmiertätigkeiten, die zu neuartigen, experimentellen Interfaceansätzen führte. Die Verquickung softwaretechnischer und kognitionspsychologischer Ansätze zu einer arbeitsfähigen 'user psychology' steht dabei im Mittelpunkt. Der zweite Abschnitt (ca. 1977–1985) geht vom Konzept der usability aus, das mit Beginn der 1980er Jahre im Umfeld von Studien zur Arbeit und Interaktion im Softwarekontext erkenntnisleitend wurde. Im Zusammenhang mit neuartigen windowing systems etwa wurde usability direkt mit grafischen Benutzeroberflächen assoziiert und ein kognitionspsychologisches Interesse für Phänomene menschlichen Multitaskings kanalisiert. Der dritte Abschnitt (ca. 1985–1990) erörtert angesichts einer wachsenden Popularität von GUI-basierten Benutzerschnittstellen einen inhaltlichen wie strategischen Verschiebungsprozess, der sich an einem Interesse für design-Label ausrichtete und die Kognitionspsychologie in ein ambivalentes Verhältnis zwischen Softwareentwicklung, Design und Consulting rückte.

Unter besonderer Berücksichtigung der historischen Situation der Kognitionspsychologie um 1980, als sich durch die Beschäftigung mit der emergenten Figur des Computerusers eine 'postkognitive', d.h. eine als kontextualisiert, verkörperlicht, situiert, parallel und distribuiert verstandene, Auffassung der menschlichen Kognition abzeichnete, versucht das Projekt die Genese grafischer Benutzerschnittstellen in der PC-Software mit einem wissenschaftshistorischen Ansatz zu erschließen, der psychologie-, computer- und softwaregeschichtliche Aspekte in ihrer Bedeutung für einander beleuchtet und gleichermaßen interpretiert.

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