Frühjahrssemester 2019

Über die Bedeutung der Wissenschaften und Technik im 20. Jahrhundert für weite Bereiche des Lebens dürfte weitgehend Einigkeit bestehen. Am Beispiel von u. a. Genetik, Raumfahrt, Pharmakologie, Kybernetik oder Psychoanalyse wird in der Vorlesung gezeigt, in welcher Weise diese Wissenschaften mit historischen Ereignissen verknüpft sind. Die Veranstaltung soll eine Vorstellung davon geben, in welchen historischen Situationen sich verschiedene Wissenschaften entwickelt und Bedeutung gewonnen haben.

Vorlesung (3 KP)
Prof. Dr. Michael Hagner

Dienstags, 17–19 Uhr
Ort: ETH Zürich
Haldeneggsteig 4, IFW, A 36
8092 Zürich

Beginn: 19. Februar 2019
14 Sitzungen

Das Seminar geht von dem neuen Buch des französischen Arztes und Anthropologen Didier Fassin aus, das während des Semesters gemeinsam gelesen wird. Daran anschliessend werden unterschiedliche Formen und Politiken des Lebens im frühen 21. Jahrhundert untersucht.

Der Begriff des Lebens oszilliert seit der griechischen Antike zwischen der allgemeinen Tatsache des Lebens, die allen Lebewesen eigen ist (zoe) und dem besonderen Leben, das einem Individuum oder einer bestimmten Gruppe zukommt (bios). Für unsere Gegenwart scheint zu gelten, dass eine demokratisch fundierte, allgemeine Wertschätzung des Lebens als höchstes Gut mit einer Erosion der Verpflichtung zum Schutz des individuellen Lebens in existentieller Gefahr einhergeht. Jedenfalls ist das die Diagnose von Didier Fassin in seinem Buch "Das Leben. Eine kritische Gebrauchsanweisung". Von der gemeinsamen Diskussion dieses Buches ausgehend, beschreitet dieses Seminar neue Wege, indem die Seminarteilnehmer darüber entscheiden, welche der von Fassin angeschnittenen Themen im weiteren Verlauf der Veranstaltung behandelt werden. Voraussetzung dafür ist, dass alle bereit sind, das Buch mit Sorgfalt und Leidenschaft durchzuarbeiten. Das Ziel besteht darin, sich von einer einzigen Quelle ausgehend in ein Themenfeld einzuarbeiten, das zu den drängendsten unserer Zeit gehört.

Seminar (3 KP)
Prof. Dr. Michael Hagner

Montags, 17–19 Uhr
Ort: ETH Zürich
Haldeneggsteig 4, IFW D 42
8092 Zürich

Beginn: 18. Februar 2019
13 Sitzungen

Die Neue Rechte ist medial und politisch äusserst präsent. Dabei wird sie mit einer wissenschaftsfernen Haltung in Verbindung gebracht ("fake news", Klimaleugner, Verschwörungstheorien). Doch haben ‚seriöse‘ Wissenschaften beim Aufstieg der Neuen Rechten eine wichtige Rolle gespielt. Ziel des Seminars ist es, die bislang unerforschte Wissenschaftsgeschichte der Neuen Rechte zu kartieren.

Im Seminar werden Quellentexte aus dem Umfeld der Neuen Rechten aus der Zeit zwischen ca. 1950 und 2000 diskutiert, die auf je spezifische Art und Weise den Komplex Wissenschaft und Technik problematisieren. Kybernetik, Technokratie, Ökologie, Ökonomie und Ethologie – im Seminar wird es darum gehen, wissenshistorisch signifikante Konstellationen reaktionären Denkens nach dem Zweiten Weltkrieg auszuloten. Weil dieses Denken immer auch Wissens- und Technikdiskurse mitkultivierte, ergibt sich die Frage: Wie könnte eine Wissenschaftsgeschichte des neuen rechten Denkens aussehen? Wo lässt es sich institutionell verorten? Und wie "neu" ist das neue rechte Denken eigentlich?

Das Seminar ist als vierteilige Blockveranstaltung (plus kürzere Einstiegs- und Schlusssitzung) konzipiert. Die Studierenden übernehmen zwischen den Blockveranstaltungen kleinere Rechercheaufträge und lernen so, sich Quellen und Sekundärliteratur zur Neuen Rechten eigenständig zu erschliessen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Verfassen kürzerer Texte, die gemeinsam im Seminar diskutiert werden und die als Semesterleistung gelten.

Blockseminar (3 KP)
Dr. Nils Güttler, Dr. Fabian Grütter, Dr. Max Stadler, Dr. Monika Wulz

Freitags, 10–17 Uhr
Ort: ETH Zürich
Rämistrasse 101, HG E 33.1
8092 Zürich

Beginn: 15. März 2019
4 Sitzungen

Die Lehrveranstaltung, die auf zwei Semester angelegt ist, ist als Forschungs- und Schreibwerkstatt konzipiert. Das Seminar nimmt die Alpen aus einer verschränkten Perspektive von Umwelt-, Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte in den Blick. Wir untersuchen die Praktiken des Wirtschaftens mit knappen Ressourcen sowie die Vorstellungen verborgener Reichtümer, die zu zahlreichen Bergbauprojekten motivierten. Des Weiteren wenden wir uns der Erforschung der alpinen Tier-, Pflanzen- und Mineralienwelt zu und wie die Erkenntnisse und Befunde in Form von Texten und Objekten zirkulierten, diskutiert und gesammelt wurden. Die Lehrveranstaltung ist als Forschungs- und Schreibwerkstatt konzipiert, an deren Ende eine Publikation steht. Die Studierenden konzentrieren sich von Beginn an auf ihre jeweiligen Teilprojekte und erarbeiten diese eigenständig oder in kleinen Teams – in Absprache mit mir und angeleitet durch mich. In den regelmässig stattfindenden Treffen und Feedbackrunden im Plenum oder in Kleingruppen, wird der Prozess des Forschens, Schreibens und wissenschaftlichen Kommunizierens integrativ verbunden. Von den Teilnehmer*innen wird ein hohes Mass an Eigeninitiative, Interesse am Thema sowie Lust am Schreiben erwartet. Ebenso die Bereitschaft zur Teilnahme am Blockseminar, welches sich im FS 2019 mit der Endredaktion der Publikation beschäftigt. Bei diesem Publikationsseminar handelt es sich um ein Nachfolgeprojekt zu dem im HS 2017/FS 2018 durchgeführten Seminar zum Flughafen Zürich Kloten (www.aether.ethz.ch).

Blockseminar (3 KP)
Dr. Tina Asmussen

versch. Tage, 10–18 Uhr
Ort: ETH Zürich
Rämistrasse 101, HG E 33.3 / F 26.1
8092 Zürich

Beginn: 15. Februar 2019
5 Sitzungen

Im Begriff "Ökologie" vermischen sich zwei Bedeutungsebenen: die wissenschaftliche Erforschung von Natur und Umwelt sowie deren Schutz und Bewahrung. Doch wie verhalten sich beide Bereiche – akademische Ökologie und Naturschutzbewegung – historisch zueinander? Wie haben sie sich gegenseitig beeinflusst? Wer waren die zentralen Akteure und was waren ihre gesellschaftspolitischen Motive?

Im Zentrum des Seminars steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion von Original- und Sekundärtexten zur Geschichte der Ökologie und Umweltbewegung seit dem 19. Jahrhundert. Die Studierenden lernen wichtige Stationen einer politischen Wissensgeschichte der Ökologie kennen: vom innereuropäischen "Heimatschutz" und den Naturschutzbestrebungen in den europäischen Kolonien, über die ersten Versuche zur Etablierung eines globalen Naturschutzes in der Zwischenkriegszeit, bis hin zur Umweltbewegung der sechziger und siebziger Jahre im Umfeld von Rachel Carson und der späteren Etablierung "grüner" Parteien und NGOs. In den Blick geraten zunächst Wissenschaftler_innen und Institutionen, die den Wissenstransfer zwischen den politischen Akteuren und der Wissenschaft ermöglicht haben – von Universitätswissenschaftlern bis hin zu den "Gegenexperten" innerhalb der Protestbewegungen. Gleichzeitig werden im Seminar Konzepte, Metaphern und Ideen diskutiert, die die wissenschaftliche Ökologie und die Naturschutzbewegung miteinander verbanden, wie etwa "Heimat", "Lebensraum" oder das Anthropozän. Dabei wird vor allem die politische Ambivalenz der Ökologiebewegung deutlich: Während mit "Ökologie" heutzutage meist – und durchaus zurecht – ein progressives Gesellschaftsbild assoziiert wird, waren mit diesem Wissen aus historischer Perspektive immer auch restaurative und reaktionäre Projekte verbunden, die im Seminar ebenfalls behandelt werden.

Die Studierenden entwickeln im Laufe des Seminars die Kompetenz, kritisch und historisch reflektiert mit den Originaltexten und der Forschungsliteratur zur Geschichte der Ökologie und Umweltschutzbewegung umzugehen. Dabei üben sie anhand von kleineren Rechercheaufgaben, sich auch eigenständig durch (wissenschafts)historische Literatur zu bewegen. Ziel ist es, die Seminar gewonnenen Erkenntnisse anzuwenden: Die Studierenden schreiben kleinere (zunächst fiktive) Blog-Beiträgen und diskutieren und teilen diese miteinander.

Seminar (3 KP)
Dr. Nils Güttler

Dienstags, 13–15 Uhr
Ort: ETH Zürich
Schmelzbergstrasse 7, LFV E 41
8092 Zürich

Beginn: 19. Februar 2019
14 Sitzungen

In unserem Alltag sind wir von automatisierten, selbstregulierten Maschinen umgeben (Smartphone, Prothesen etc.), diese Techniken gehören zu unserem Leben und ohne sie ist eine menschliche Existenz nicht mehr denkbar. Der Mensch braucht also die Technik für sein Leben und Überleben. Wie aber verändert sich der Mensch durch diese Technik? Wie und mit welchen Techniken optimiert er sich?

Abseits der wichtigen Möglichkeiten der biomedizinischen Heilung, muss sich im Seminar die Frage gestellt werden, wie sich unser Blick auf "Mensch" und "Maschine" verändert. Wie veränderten sich der Mensch und die Technik gegenseitig in der modernen Optimierung, in der der Mensch mit der Maschine in sich selbst eingreift? Was passiert, wenn Mensch und Technik verschmelzen und neue Körper (Cyborgs etc.) schaffen? Es soll im Seminar um eine Einschätzung unserer modernen Vorstellung von Mensch und Maschine gehen, die durch trans- und posthumanistische Visionen im Wandel begriffen ist. Hierfür soll auf historische und gegenwärtige Debatten der Optimierung eingegangen werden.

Seminar (3 KP)
Dr. Kevin Liggieri

Dienstags, 10–12 Uhr
Ort: ETH Zürich
Rämistrasse 101, HG D 3.2
8092 Zürich

Beginn: 19. Februar 2019
14 Sitzungen

Was war der Kalte Krieg und was seine Wissensgeschichte? Der mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1989 beendete Systemkonflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus, wie uns Wikipedia lehrt? Oder strukturiert das Wissen des "Zeitalters der Extreme" auch noch unsere Gegenwart? Auf diese Fragen hat die Forschung der letzten Jahre unterschiedliche Antworten zu geben versucht, die das Seminar anhand exemplarischer Beispiele nachvollziehen und diskutieren wird.

Ziel des Seminars ist es, die wichtigsten Positionen der Wissensgeschichte des Kalten Krieges im globalen Kontext zu reflektieren und zu diskutieren. Dazu zählen u.a. die Geschichte der Kybernetik als neuer Universalwissenschaft, Begriffe aus dem Kalten Krieg wie Totalitarismus oder Kreativität, Institutionen wie Think Tanks und die Sozialfigur des Beraters, aber auch eine Auffassung von der abstrakten Kunst der Moderne als Ausdruck der westlichen Freiheit.

Seminar (3 KP)
Dr. Vera Wolff

Mittwochs, 15–17 Uhr
Ort: ETH Zürich
Universitätsstrasse 16, CHN D 46
8092 Zürich

Beginn: 20. Februar 2019
13 Sitzungen

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