Herbstsemester 2018

Bereits lange vor dem modernen Massentourismus wurden die Alpen bereist, bestiegen, bewirtschaftet, untersucht, durchlöchert, bebaut und bestaunt. Das Seminar blickt auf die Alpen als natürlichen Grenz- sowie als Verbindungsraum und es untersucht sie als Wirtschafts-, Wissens- und Lebensraum.

Die Lehrveranstaltung, die auf zwei Semester angelegt ist, ist als Forschungs- und Schreibwerkstatt konzipiert. Das Seminar nimmt die Alpen aus einer verschränkten Perspektive von Umwelt-, Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte in den Blick. Wir untersuchen die Praktiken des Wirtschaftens mit knappen Ressourcen sowie die Vorstellungen verborgener Reichtümer, die zu zahlreichen Bergbauprojekten motivierten. Des Weiteren wenden wir uns der Erforschung der alpinen Tier-, Pflanzen- und Mineralienwelt zu und wie die Erkenntnisse und Befunde in Form von Texten und Objekten zirkulierten, diskutiert und gesammelt wurden. Die Lehrveranstaltung ist als Forschungs- und Schreibwerkstatt konzipiert, an deren Ende eine Publikation steht. Die Studierenden konzentrieren sich von Beginn an auf ihre jeweiligen Teilprojekte und erarbeiten diese eigenständig oder in kleinen Teams – in Absprache mit mir und angeleitet durch mich. In den regelmässig stattfindenden Treffen und Feedbackrunden im Plenum oder in Kleingruppen, wird der Prozess des Forschens, Schreibens und wissenschaftlichen Kommunizierens integrativ verbunden. Von den Teilnehmer*innen wird ein hohes Mass an Eigeninitiative, Interesse am Thema sowie Lust am Schreiben erwartet. Ebenso die Bereitschaft zur Teilnahme am Blockseminar, welches sich im FS 2019 mit der Endredaktion der Publikation beschäftigt. Studierende, die nur im HS 2018 teilnehmen können, kommen bitte trotzdem zur ersten Sitzung. Bei diesem Publikationsseminar handelt es sich um ein Nachfolgeprojekt zu dem im HS 2017/FS 2018 durchgeführten Seminar zum Flughafen Zürich Kloten (www.aether.ethz.ch).

Seminar (3 KP)
Dr. Tina Asmussen   

Montags, 15–17 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, A 34
8092 Zürich

Beginn: 24. September 2018
13 Sitzungen

Kaum ein wissenschaftlicher Gegenstand ist politisch derzeit so umkämpft wie das Klima. Das Seminar verortet die gegenwärtigen Debatten rund um den Klimawandel in der breiteren Geschichte der Meteorologie und Klimawissenschaften seit dem 18. Jahrhundert. Nicht nur das Klima selbst, sondern auch die Leugnung von dessen Wandelbarkeit – so wird das Seminar zeigen – hat eine Geschichte.

Was hieß "Klima" und "Wetter" zu unterschiedlichen Zeiten? Wer erforschte das Klima, mit welchen Mitteln und Technologien und zu welchem Zweck? Welche wissenschaftlichen Infrastrukturen mussten zur Erforschung des Klimas etabliert werden? Und welche Rolle spielt dabei die Leugnung vom Klimawandel? Anhand dieser Fragen wird sich das Seminar mit verschiedenen Stationen der Geschichte der Klimawissenschaften und der Meteorologie vom 18. bis zum 21. Jahrhundert auseinandersetzen. Es umspannt damit einen Zeitraum von den aufklärerischen Wetterbeobachtern des 18. Jahrhundert, über die naturforschenden Vereine des bürgerlichen Zeitalters, bis hin zur Etablierung globaler Beobachtungnetzwerke und Datenbanken in jüngerer Zeit. Im Zentrum des Seminars steht die Lektüre von Originalquellen, die mithilfe ausgewählter Sekundärliteratur und anhand von gemeinsamer Diskussion, Gruppenarbeit und individueller Rechercheaufträge in ihren jeweiligen zeitlichen und politischen Kontext eingebettet werden. Dabei wird sich zeigen, dass die Frage nach dem "Klima" immer auch zentrale Grundlagen wissenschaftlicher Praxis im Allgemeinen berührte, etwa das Problem wissenschaftlicher "Fakten" und ihre mediale Repräsentation, die erkenntnistheoretischen Möglichkeiten und Grenzen von Modellen, bis hin zu Big Data und die Frage nach dem "Anthropozän". Die Studierenden lernen im Verlauf des Seminars die komplexe zeitliche Dimension von Klima kennen: Nicht nur hat das Klima selbst eine Geschichte – diese Geschichte hing auch eng mit der Wissensgeschichte des Klimas zusammen. Die Teilnehmer_innen werden unter anderem für die wiederkehrenden Argumentationsmuster sensibilisiert, mit denen die wissenschaftlichen Grundlagen der Klimawissenschaften in Vergangenheit und Gegenwart infrage gestellt worden sind – mit dem Ziel, diesen Argumenten auch historisch informiert und kritisch begegnen zu können.

Seminar (3 KP)
Dr. Nils Güttler   

Dienstags, 13–15 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Clausiusstrasse 59, RZ, F 21
8092 Zürich

Beginn: 18. September 2018
14 Sitzungen

Häufig kommen in modernen technikwissenschaftlichen Diskussionen über Mensch-Maschine-Verhältnisse ganzheitliche und anthropologische Termini sowie traditionelle Argumentation zum Tragen. Hierbei zeichnet sich mit der Berücksichtigung des Menschen ein Motiv ab, das seit den 1920er Jahren in die Wissenschaften unterschiedlichen Eingang fand.

Das Seminar will den Entstehungslinien einer anthropologischen Signatur genauer nachgehen und versuchen mit diesem Wissen auch heutige Definitionen von "Mensch" und "Maschine" zu betrachten. Die Texte, die im Seminar gelesen werden, beziehen sich auf den Zeitraum zwischen 1920 und 1980 und zeigen damit eine Etablierungs- und Festigungsphase unterschiedlicher Motive aus Philosophie, Technikwissenschaften, Psychologie und Medizin. Das Ziel des Seminars ist es, den Student/innen diskursanalytisch die Problematik von anthropologisch-humanistischen Zuschreibungen in der Mensch-Maschine-Interaktion näher zu bringen.

Seminar (3 KP)
Dr. Kevin Liggieri  

Mittwochs, 10–12 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Clausiusstrasse 59, RZ, F 21
8092 Zürich

Beginn: 19. September 2018
14 Sitzungen

Bilder, materielle Modelle und Experimentalanordnungen spielen für die Natur- und die Geisteswissenschaften eine wichtige Rolle. Sie dienen der Veranschaulichung oder der Erprobung von Thesen und Sachverhalten, mit ihnen lässt sich argumentieren, aber sie folgen einer anderen Logik als die Sprache.

Das Seminar bietet eine Einführung in die grundlegenden Methoden zur Analyse technischer und wissenschaftlicher Bilder und Objekte. Es vermittelt einen Überblick über die wichtigsten ans Bild, an Materialität und Dinglichkeit geknüpften Theorien und ihre Wissensgeschichte. Die gemeinsam erarbeiteten und diskutierten Analysemethoden werden wir schließlich an unterschiedlichsten historischen Beispielen wie der Skizze, dem Präparat der Fotografie oder dem computergenerierten Bild erproben.

Seminar (3 KP)
Dr. Vera Wolff  

Mittwochs, 15–17 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, C 31
8092 Zürich

Beginn: 19. September 2018
14 Sitzungen

Wissenschaft als intellektuelle, experimentelle, empirische Tätigkeit erfordert Zeit, Ressourcen, Produktionsmittel. Unter welchen ökonomischen Bedingungen findet wissenschaftliche Forschung statt? Welche Form von Arbeit stellt sie dar?

Das Seminar behandelt die ökonomischen, finanziellen und sozialen Arbeitsbedingungen von wissenschaftlicher Forschung. Anhand der Auseinandersetzung mit Formen wissenschaftlicher Arbeit von der Frühen Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert – von „gentlemen science“ und Laborforschung bis zu Universitätsprofessuren, „crowd science“ und akademischen Karrierestrategien – werden wir die Fragen diskutieren: Wer hat zu welchem historischen Moment Zeit und Ressourcen, um wissenschaftlich forschen zu können? Welche Rolle spielen Finanzierungsquellen und Organisationsformen, damit Wissenschaft als Arbeit möglich wird? Wie wurde und wird Wissenschaft als berufliche Kategorie konzipiert, wie wird sie arbeitsrechtlich gefasst? Durch die Auseinandersetzung mit sowohl historischen als auch aktuellen Formen von wissenschaftlicher Arbeit soll die kritische Reflexion ihrer ökonomischen und sozialen Bedingungen gefördert werden.

Seminar (3 KP)
Dr. Monika Wulz  

Montags, 17–19 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, A 34
8092 Zürich

Beginn: 24. September 2018
13 Sitzungen

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