Herbstsemester 2021

Das Verhältnis von Gehirn und Geist ist immer wieder neu bestimmt worden. In der Vorlesung wird es darum gehen, die wissenschaftlichen und philosophischen Aspekte dieser 2500jährigen Geschichte in ihrem Verhältnis zu kulturellen und sozialen Prozessen nachzuzeichnen. Der Fokus wird auf den modernen Neurowissenschaften liegen, aber es werden auch Werke der Kunst und Literatur einbezogen.

Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, grundlegende Entwicklungen in der wissenschaftlichen und philosophischen Beschäftigung mit dem Leib-Seele-Verhältnis kennenzulernen. Es sollte auch deutlich werden, dass einige der wichtigsten und drängendsten Fragen der heutigen Neurowissnschaften beeits eine lange Geschichte haben.

Von dem Philosophen Demokrit berichtet die Legende, dass er Tiere seziert habe, um den Sitz der Seele im Gehirn zu suchen. Heutige Neurowissenschaftler benutzen bildgebende Verfahren wie funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie, um spezifische kognitive und emotionale Qualitäten im Gehirn zu lokalisieren. Zwischen diesen beiden Daten liegt eine 2500jährige Geschichte, in der das Verhältnis von Gehirn und Geist immer wieder neu bestimmt worden ist. Beginnend mit antiken und mittelalterlichen Lehren, werde ich das Schwergewicht auf die moderne Hirnforschung seit dem 19. Jahrhundert legen. Dabei werden entscheidende Themen der Neurowissernschaften wie Lokalisationstheorie, Neuronenlehre, Reflexlehre, Theorien der Emotionen, Neurokybernetik und die Bedeutung der Hirnbilder zur Sprache kommen. Gleichzeitig werden aber auch Werke der Kunst und Literatur (z. B. Science Fiction-Romane, Filme, Gemälde, Fotografie usw.) einbezogen.

Vorlesung (3 KP)
Prof. Dr. Michael Hagner

Dienstags, 18–20 Uhr
Ort: ETH Zürich
Haldeneggsteig 4, IFW, A 36,
8092 Zürich

Beginn: 21. September 2021
14 Sitzungen

This course explores how science and technoscience produced utopian or dystopian visions of the future in historical context, assessing how new developments in the physical, natural, and economic sciences since c.1880 have shaped possible "futures" in Western thought.

This course equips students with the skills to assess how scientific ideas diffused broader ideas of present and future societies in the West since industrialization. Students will be able to compare and contrast distinct developments in the relationship between science and society, identify key trends in thinking about the future, and explain how science informed ethical and social questions.

This course offers an overview of the history of science and technoscience since 1880 by exploring the intersection of thinking about science and society in the modern utopian tradition, starting with Darwinian evolution, capitalism, and new transport and communication technologies. Different historical cases across the 20th century where scientific and technological change played a central role in defining visions of the future will be studied in detail. We will explore case studies like the impact of new technologies on visions of future war, the atom bomb, overpopulation and ecological catastrophe, transhumanism, AI, and the significance of new digital technologies for the posthuman future. Course materials will include histories of science and technology in addition to popular science texts and science fiction.

Seminar (3 KP)
Dr. Allegra Fryxell

Donnerstags, 18–20 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, B 42
8092 Zürich

Beginn: 23. September 2021
14 Sitzungen

Eine "philosophische Anthropologie im Zeitalter der Technokratie" nannte der Philosoph Günther Anders sein Hauptwerk Die Antiquiertheit des Menschen, das er unter dem Eindruck von Atombombe, Computer und Massenmedien geschrieben hatte. Noch heute ist dieses Buch von grösster Relevanz, um die Rolle des Menschen in dem von ihm selbst hervorgerufenen Zeitalter des Anthropozän zu verstehen.

Das Ziel dieses Lektüreseminars besteht darin, die Position von Günther Anders genauer kennenzulernen und ihre Relevanz für die heutige Zeit herauszuarbeiten.

Ausgehend von dem Buch externe SeiteDie Antiquiertheit des Menschen von Günther Anders (Anschaffung und Lektüre dieses Buches sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Seminar) sowie weiterer relevanter Texte wird die Bedeutung der philosophischen Anthropologie der modernen Technik für eine genauere Kennzeichnung des Anthropozäns diskutiert.

Seminar (3 KP)
Prof. Dr. Michael Hagner

Montags, 18–20 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, C 33
8092 Zürich

Beginn: 27. September 2021
13 Sitzungen

Yuval Noah Hararis Sapiens ist das erfolgreichste historische Buch der vergangenen Jahre. Das Seminar beleuchtet den Text wissenschafthistorisch: Auf welche Quellen stützt sichder Autor? Welche Art von Geschichte wird hier geschrieben? Und in welcher Tradition steht Sapiens als populäres Sachbuch?

Die Studierenden entwickeln im Laufe des Seminars die Kompetenz, kritisch und historisch reflektiert mit dem Originaltext und der Forschungsliteratur zur Geschichte der Anthropologie, Wissenschaft und Technik umzugehen. Dabei üben sie anhand von kleineren Rechercheaufgaben, sich auch eigenständig durch (wissenschafts)historische Literatur zu bewegen.

Ziel des Seminars ist es, die Studierenden anhand der Lektüre von Sapiens mit der Wissenschaftsgeschichte der Anthropologie, Ur- und Frühgeschichte und populärwissenschaftlicher Literatur zur Menschheitsgeschichte vertraut machen. Neben der gemeinsamen Lektüre und kritischen Diskussion des Originaltextes erarbeiten sich die Studierenden wichtige wissenschaftshistorische Kontexte des Buches in Kleingruppen und stellen diese im Seminar vor. Auf diesem Weg entwickeln sie ein Verständnis über die hintergründigen Narrative und populärwissenschaftlichen Genres, die in Sapiens mit einfliessen.

Seminar (3 KP)
Dr. Nils Güttler

Dienstags, 10–12 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, C 33
8092 Zürich

Beginn: 21. September 2021
14 Sitzungen

Wissenschaftliches Wissen ist nicht selten vorläufiges Wissen, es steht unter dem Vorbehalt seiner Korrektur. Darum kann es das Bedürfnis nach Gewissheit und Eindeutigkeit nicht immer befriedigen, das sich in der Öffentlichkeit meldet, sobald politische Kontroversen mit Fragen des (wissenschaftlichen) Wissens verknüpft sind. Das zeigt die Corona-Pandemie, aber nicht nur sie.

Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 27. Juni 2000 ist in die Annalen der jüngeren Mediengeschichte eingegangen. Abgedruckt wurden auf sechs grossformatigen Seiten die letzten Sequenzen des vollständig kartierten genetischen Codes des Menschen: die Buchstaben A, G, C und T in verschiedensten Kombinationen und Abfolgen – ein 'lesbarer', aber unverständlicher Buchstabensalat in Reihen und Gliedern. Was damals als staunenswerter publizistischer Coup Begeisterung ebenso wie Kopfschütteln erntete, lässt sich (auch) als Fragen provozierendes Sinnbild des spannungsvollen Verhältnisses von Wissenschaft und Öffentlichkeit lesen. Was können, was sollen, was wollen 'Laien' von wissenschaftlichen Erkenntnissen wissen und verstehen? Wissenschaftliches Wissen ist nicht selten vorläufiges Wissen, es steht unter dem Vorbehalt seiner Korrektur. Darum kann es das Bedürfnis nach Gewissheit und Eindeutigkeit nicht immer befriedigen, das sich in der Öffentlichkeit meldet, sobald politische Kontroversen mit Fragen des (wissenschaftlichen) Wissens verknüpft sind. Das zeigt die Corona-Pandemie, aber nicht nur sie. Wie kann Wissenschaftsjournalismus, wie können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit diesem Problem umgehen? Wie unterscheiden sich Naturwissenschaften sowie Medizin und Technikwissenschaften einerseits von Geistes- und Sozialwissenschaften andererseits in puncto 'Vermittelbarkeit' und öffentliche Aufmerksamkeit? Diesen Fragen soll auf einigen Exkursionen in die jüngere und auch ältere Medien-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte nachgegangen werden.

Seminar (3 KP)
Dr. Uwe Justus Wenzel

Mittwochs, 14–16 Uhr
Ort: ETH Zürich, 
Haldeneggsteig 4, IFW, D 42
8092 Zürich

Beginn: 22. September 2021
7 Sitzungen (zweiwöchentlich)

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert