Herbstsemester 2022

Wer lebt, hat nur eine einzige Gewissheit: den Tod. Diese Tatsache hat nicht nur Religion, Kunst und Philosophie auf den Plan gerufen, sondern auch die Wissenschaften, insbesondere Biologie und Medizin. Fragen von Gesundheit und Krankheit, Entwicklung, Untergang und Unsterblichkeit haben dabei eine zentrale Rolle gespielt. In der Vorlesung werde ich das Verhältnis zwischen der Erforschung des Lebens und dem Verständnis des Todes (vorausgesetzt, es gibt keine Erforschung des Todes) in historischer Perspektive untersuchen. Der Überblick reicht von der Antike bis zur Gegenwart, wobei der Schwerpunkt auf den modernen Lebenswissenschaften seit dem 19. Jahrhundert liegt.

Vorlesung (3 KP)
Prof. Dr. Michael Hagner

Dienstags, 18-20 Uhr

Ort: ETH Zürich (IFW A 33)

"Anarchistische Erkenntnistheorie" nannte der Philosoph Paul Feyerabend sein 1976 publiziertes Buch "Wider den Methodenzwang", mit dem er gegen die analytische Wissenschaftstheorie und den Kritischen Rationalismus zu Felde zog. Sein Plädoyer für eine Vielfalt der Erkenntnisformen war stets umstritten, ist aber auch heute relevant, um die gesellschaftliche Rolle der Wissenschaften einzuordnen.

Das Ziel dieses Lektüreseminars besteht darin, anhand ausgewählter Texte die erkenntnistheoretische Position Paul Feyerabends genauer kennenzulernen und ihre Relevanz für die heutige Zeit herauszuarbeiten.

Ausgehend von Paul Feyerabends Buch Wider den Methodenzwang sowie weiterer ausgewählter Kapitel aus Feyerabends anderen Büchern soll es darum gehen, die Zusammenhänge zwischen Erkenntnistheorie, Wissenschaft, Freiheit und Aufklärung für unsere Gegenwart genauer zu beleuchten.

Lektüreseminar (3 KP)
Prof. Dr. Michael Hagner, Prof. Dr. Michael Hampe

Montags, 18-20 Uhr

Ort: ETH Zürich (IFW A 36)

Die Geschichte neoliberaler Theorie ist mit Auseinandersetzungen um den Status von Wissen in der Gesellschaft verbunden. Das Seminar vermittelt diese wissenschaftstheoretischen Debatten in ihren politischen und ökonomischen Kontexten und geht der Frage nach, inwieweit Positionen neoliberaler Denker:innen Wissenschaftspolitik und Forschungsfinanzierung im 20. Jahrhundert geprägt haben.

Das Seminar fördert das Verständnis zentraler Texte der frühen Wissenschaftstheorie (M. Polanyi, J.D. Bernal, etc.) im Kontext der ideologischen Kämpfe der 1930er und 1940er Jahre und der damaligen Auseinandersetzungen um Wissen und Wissenschaft. Darüber hinaus werden Einblicke in die politischen und ökonomischen Grundlagen von Wissenschaftspolitik und Forschungsförderung seit den 1970er Jahren vermittelt.

Der Neoliberalismus gilt als eine der einflussreichsten ökonomischen Strömungen seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Neoliberale Theorien haben aber nicht nur eine viel längere Geschichte, die in die ideologischen Kämpfe der 1930er Jahre zurückreicht. Sie sind seit damals auch aufs Engste mit Auseinandersetzungen um den Status von Wissen und Wissenschaften in der Gesellschaft verbunden. Wissenschaftstheoretiker, wie Michael Polanyi, waren Teil neoliberaler Diskussionszirkel; Ökonomen, wie Friedrich Hayek, machten sich Gedanken über dezentrierte Formen von Wissen als Teil marktwirtschaftlicher Prozesse. Sie kritisierten damit zeitgenössische Forderungen nach der Planung von Wirtschaft und Wissenschaft im Dienst gesellschaftlicher Bedürfnisse. Wettbewerb und Markt galten in der Folge als wichtigster Motor für wissenschaftliche wie wirtschaftliche Innovation.

Seminar (3 KP)
Dr. Monika Wulz

Donnerstags, 14-16 Uhr

Ort: ETH Zürich (IFW C 33)

Wissenschaft bedarf der Popularisierung um in der Gesellschaft zu wirken. Umgekehrt wirkt das, was außerhalb der Universitäten gedacht, gelesen, kommuniziert wird, auf die Forschung zurück. Das Seminar widmet sich der Geschichte des populären Wissens. Im Fokus steht das Sachbuch – ein Genre, mit dem der Anspruch verbunden wird, Wissen allgemeinverständlich darzustellen.

Der Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Lektüre und Diskussion von Original- und Sekundärtexten zur Geschichte des Verhältnisses von Wissen(schaft), Buchmarkt und Öffentlichkeit. Die Studierenden lernen, sich kritisch mit Quellen sowie mit Forschungsliteratur aus den Bereichen der Literatur-, Wissenschafts- und Buch- und Mediengeschichte auseinanderzusetzen. Der Lektüreumfang wird sich in Grenzen halten, wichtig sind vor allem das Gespräch, das gemeinsame Erarbeiten des Themas. Geplant sind Kooperationen mit Akteur*innen des Literaturbetriebs (Autor*innen, Agent*innen, Lektor*innen, Verleger*innen). Die Studierenden lernen, Interviews vorzubereiten und sachbuchartige Kurztexte zu verfassen.

Anhand von ausgewählten Beispielen und Stationen der Sachbuchgeschichte (Yuval N. Harari über Rachel Carson, C.W. Ceram bis zu Charles Darwin/Ernst Haeckel) beleuchtet das Seminar das sich wandelnde Verhältnis von Wissen, Markt und Buchformat. Welche Themen/Fächer haben zu bestimmten Zeiten Konjunktur? Wie produzieren und erzählen Sachbücher Wissen? Wie stellen sie Autorität, wie stellen sie Evidenz her? Welche Vorstellungen von (wissenschaftlicher) Autorschaft, welche Vorstellungen von Lektüre verbinden sich mit Sachbüchern? Welche politischen, medialen und kulturellen Kontexte spielen dafür eine Rolle?

Seminar (3 KP)
Dr. Ines Barner

Donnerstags, 16-18 Uhr

Ort: ETH Zürich (IFW D 42)

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